
Lehmhaus Weiden am See.
Die Gemeinde Weiden am See hat in ihren Bebauungsbestimmungen für ein Neubaugebiet mit vornehmlich Einfamilienhäusern und einer typischen rasterförmigen Straßenstruktur festgeschrieben, dass Holzfassaden straßenseitig nicht zulässig sind. Begründung wird keine angehängt. Es stehen also Platten- oder Putzfassaden zur Option. Aus dieser Not heraus beschloss die Bauherrenschaft eine Tugend zu entwickeln, und bat mich eine Lehmfassade zu entwickeln und auszuprobieren.
Weiters waren in diesen Bebauungsbestimmungen strikte Regeln für Gebäudehöhen bezogen auf unterschiedliche Dachformen festgeschrieben. Da nicht ein solitärer Volumenskörper mit umlaufender grüner Wiese platziert werden sollte, sondern eine wohnliche Atriumsituation angedacht war, hat sich ein Gebäude in U-Form ergeben, wo planerisch alle eralubten Dachformen bezogen auf die Gebäudehöhe und Gebäudeform vermischt und ausgenutzt wurden. So hat sich eine dynamische Bewegung von einer hohen Gebäudeecke fließend absteigend zur gegenüberliegenden niedrigen Gebäudeecke ergeben, die dem Haus sein markantes Aussehen gibt.
Bauherrenschaft
Privat
Mitarbeit
DI Cristina Krois, Gines Zandrino
Foto
Thomas Drexel, ANDIBREUSS
Planung
2019/2020
Ausführung
2020/2022
Statik
MaDou konstrukt:ING GmbH
BAUPHSIK
DI Vera Korab
Holzbau
Longin Holzbau GmbH
Lehmbau
lehmplus
Das Raumprogramm führt von einem großzügigen Eingangsbereich mit einem integrierten Fahrradraum, entlang einer mit einer Glasfassade schließbaren Küche in den zentralen Wohnraum, der mit großen Schiebetüren mit dem Atrium verbunden ist.
Entlang der Brandmauer reihen sich Nebenräume, die zum Garten im Norden hin, sich zu einer versteckten Bibliothek erweitert. Dieser Raum funktioniert als geistiger Rückzugsraum.
Im ostseitigen Trakt sind Schlafzimmer, Bäder, sowie ein Büro untergebracht.
Das Atrium steht in offener Verbindung zum Hauptwohnraum, der sich um den Hof wickelt. Dadurch sind sowohl Innen- als auch Aussenraum geschützt und für private Bedürfnisse optimal nutzbar.
Der Vorteil dieser Ausrichtung ist, dass in das Gebäude Licht aus allen Himmelsrichtungen eingefangen werden kann.

Die Fassade ist ein Experiment, da Lehmfassaden ohne großen Dachüberstand nicht angeraten werden. Die Witterungsbeständigkeit muss daher aus dem Lehm selber kommen, der so beschaffen sein muss, dass Regen und Nässe die Fassade nicht wegwaschen, d.h. dieses Gebäude ist das erste Beispiel einer Lehmfassade an einem Flachbau.

Alle Oberflächen der Außenwand sind dicke Lehmputzschichten, die das Raumklima positiv beeinflussen und steuern. Die Fähigkeit des Lehms Feuchtigkeit zu regulieren und die hohe Speichermasse in den Räumen, erlaubt das Heizen und Kühlen mit wenig Energieeintrag, sowie den Verzicht auf eine Wohnraumlüftung.
Die Oberflächen sind unbehandelt und daher emissionsfrei.
Auch bautechnisch relevante Elemente wie der Heizestrich sind in Lehm ausgeführt.